Die Spritpreise haben sich zuletzt zumindest ein Stück weit von den Höchstständen kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs entfernt. Doch möglicherweise bedeutet das nicht mehr als eine Verschnaufpause für gebeutelte Autofahrer. Denn Experten rechnen damit, dass der geplante Ölboykott gegen Russland die Preise für Rohöl erneut massiv steigen lassen wird.
Eigentlich dürften sich steigende Rohöl-Notierungen erst mit einiger Verzögerung an den Zapfsäulen niederschlagen. Die Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass die Mineralölkonzerne das Argument gerne für unmittelbare Aufschläge auf Benzin und Diesel nutzen. Es gibt also wenig Grund zu der Annahme, dass es dieses Mal anders laufen würde.
Die EU-Kommission hat sich bereits für einen Boykott von russischem Öl ausgesprochen. Bevor die Maßnahmen in Kraft treten können, müssen aber zunächst alle europäischen Staaten einzeln zustimmen. Deutschland hatte sich lange skeptisch gezeigt, ist aber inzwischen auf die Linie der Sanktionsbefürworter eingeschwenkt. Ungarn allerdings hat weiterhin Zweifel und bisher noch keine Zustimmung erkennen lassen. Die unmittelbare Reaktion an den Ölmärkten auf die Sanktionspläne der EU-Kommission fielen vermutlich auch deshalb relativ moderat aus. Hinzu kommt, dass aller Voraussicht nach lange Übergangsfristen gelten sollen. Die EU würde den Import von russischem Öl also nicht sofort stoppen, sondern Schritt für Schritt zurückfahren. So sollen alternative Lieferquellen gefunden und wirtschaftliche Verwerfungen in der EU vermieden werden.