Die Zeiten von Nullzinsen oder gar Negativzinsen dürften bald zu Ende sein: Die amerikanische Notenbank Fed hat für das laufende Jahr mehrere Leitzins-Anhebungen für den US-Dollar angekündigt. Experten rechnen in 2022 mit fünf Zinsschritten auf 1,25 bis 1,5 Prozent zum Jahresende. Derzeit liegt der Leitzins in einer Spanne von 0 bis 0,25 Prozent.

Zentralbank-Chef Jerome Powell bereitete die Märkte Ende Januar auf die anstehenden Änderungen vor – so etwas hat bei den Notenbanken Tradition. Die Währungshüter preschen in der Regel nicht mit ihren Entscheidungen vor, sondern äußern ihre Einschätzungen zu aktuellen Entwicklungen. Und dann kündigen sie an, wie sie darauf wahrscheinlich reagieren werden.

Im Fokus steht in den USA derzeit vor allem die sehr hohe Inflation von rund sieben Prozent. Einen so hohen Wert hat es seit 40 Jahren nicht gegeben. Die stetig steigende Geldmenge und die jahrelange Niedrigzins-Politik gelten als eine der Ursachen für die rasante Preissteigerung. Mit den angekündigten Zinserhöhungen will die Fed nun gegensteuern.

Zugleich wischten Jerome Powell und seine Kollegen Sorgen vor einer wirtschaftlichen Eintrübung beiseite. Wenn Firmen mehr Geld für Kredite zahlen müssen, können sie weniger investieren und weniger Arbeitsplätze schaffen, lautet eine gängige Lesart. Die Fed verweist in dem Zusammenhang auf eine faktische „Vollbeschäftigung“ in den Vereinigten Staaten. Die Arbeitslosenquote von rund vier Prozent wollen die Währungshüter in diesem Sinne interpretieren.

Dass die Zinswende in den USA also kommt, darf als sicher gelten. Die Aktienmärkte reagierten sofort nach der Ankündigung und drehten zunächst massiv ins Minus. Die Logik der Händler: Insbesondere wachstumsstarke Unternehmen mit hohem Finanzierungsbedarf könnten unter steigenden Kreditzinsen leiden. Aktien von Tech-Unternehmen, die oft jahrelang Kredite brauchen, ehe sie in die Gewinnzone kommen, stürzten folgerichtig besonders ab. Aber auch andere spekulative Anlageformen wie Krytptowährungen kamen unter die Räder.

Hintergrund: Was sind eigentlich Leitzinsen?

Leitzinsen werden von den Zentralbanken festgelegt und geben an, zu welchem Zinssatz sich Geschäftsbanken Geld von der Zentralbank leihen können. Vereinfacht gesagt: Müssen Banken beispielsweise 0,5 Prozent Zinsen an die Zentralbank entrichten und verleihen sie das geliehene Geld ihrerseits an ihre Kunden zu 2 Prozent, dann sind die 1,5 Prozent die Marge der Bank. Die Höhe der Leitzinsen hat dadurch direkte Auswirkungen auf Kreditkosten für Verbraucher und Unternehmen.

Da das Prinzip nicht nur bei Krediten, sondern auch bei der Geldanlage funktioniert, spüren auch Sparer die Folgen von Leitzinsänderungen. Die jahrelange Senkung der Leitzinsen führte letztlich dazu, dass Sparer für ihre Einlagen bei den Banken derzeit fast keine Zinsen mehr bekommen – und für größere Summen sogar „Negativzinsen“, so genannte „Verwahrentgelte“, zahlen müssen.

Joerg Kassel

Joerg Kassel

Jörg Kassel, ein anerkannter Experte im Bereich Wirtschafts-, Finanz- und Kapitalmarkt, hat nach dem Abitur ein Studium der Wirtschafts- und Rechtswissenschaften absolviert. Seine Karriere als Journalist und Autor konzentrierte sich in den letzten zehn Jahren vor allem auf die Publikation von Fachartikeln zu Themen wie Verbraucherkredite, Finanzierungen und den verantwortungsvollen Umgang mit Geld in verschiedenen Medien. Aktuell ist er als Chefredakteur des Magazins „Geldreport“ tätig und bereitet die Veröffentlichung seines ersten Buches im Jahr 2024 vor.
In seiner Rolle als unabhängiger Berater im Kreditwesen arbeitet Jörg Kassel auch mit dem Kreditbroker „Bon-Kredit“ zusammen. Diese Kooperation beruht auf seinem Engagement für faire Kreditvergabe und seinen Bestrebungen, gegen unfaire Praktiken am Kreditmarkt vorzugehen. Dabei teilt er die Philosophie von Bon-Kredit, welche faire Kredite ohne Vorkosten und den Schutz der Verbraucher vor finanziellen Fallstricken betont. Sein Fokus liegt auf der Aufklärung und finanziellen Bildung, um Konsumenten ein besseres Verständnis für den Umgang mit Krediten zu vermitteln.