In jüngster Zeit gab es wieder zahlreiche Medienberichte rund um das Thema „Kreditabzocke“. Fast jedes Mal ging es dabei um geprellte Verbraucher, die auf der Suche nach einem Darlehen in eine Kostenfalle getappt sind. Hier kommen drei wichtige Punkte, die deutliche Hinweise auf unseriöse Angebote geben.

Warnsignal Nr. 1: Vorkosten

Seriös arbeitende Kreditvermittler verdienen nur dann etwas, wenn sie erfolgreich sind – wenn sie also für ihren Kunden den gewünschten Kredit organisieren können. Die Provision zahlt dabei in aller Regel die Bank, und diese sogenannten Vertriebskosten sind in den effektiven Jahreszins des Darlehens schon eingerechnet. Unseriöse Unternehmen hingegen wollen in Wahrheit oft gar keine Kredite vermitteln, sondern nur das schnelle Geld mit ahnungslosen Verbrauchern machen. Deshalb verlangen sie auch von jedem Interessenten Geld, der nach einem Darlehen fragt – und das ganz unabhängig von einer tatsächlichen Kreditvermittlung. Mal sind das 50 Euro, mal 100 Euro, oft ist es aber auch deutlich mehr. Geschädigte Verbraucher berichten von Zahlungen in Höhe von weit über 300 Euro.

Mitunter wird vorab eine Rechnung verschickt, nach deren Begleichung angeblich der Startschuss für die Kreditvermittlung fällt. Oft kommt statt eines Kredits kurz darauf aber eine weitere Rechnung für „Auslagen“. Oder vermeintliche Kreditunterlagen werden per Nachnahme verschickt. Um den Umschlag zu bekommen, muss der Kreditinteressent dem Briefträger Geld in die Hand drücken – nur um dann ernüchtert festzustellen, dass im Umschlag viel bedrucktes Papier ohne jeden Wert steckt.

Mit Hilfe von spitzfindigen Formulierungen in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen sorgen die Kreditabzocker dafür, dass Rückforderungen nur schwer durchsetzbar sind. Und wenn sich die Firma dann noch hinter anonymen Postfach-Adressen versteckt, wird es beinahe unmöglich, einmal gezahltes Geld zurückzubekommen.

Um Dich vor Abzocke zu schützen, beherzige deshalb bitte diesen einen und extrem wichtigen Tipp: Zahle niemals Geld vorab – egal, was Dir die Anbieter versprechen.

Warnsignal Nr. 2: Übertriebene Versprechungen

Apropos Versprechen: Wenn Du schon eine Weile erfolglos nach einem Kredit suchst, dann bist Du natürlich sehr erfreut, wenn Dir endlich jemand „Kredit für alle“ verspricht. Immer wieder lassen sich Verbraucher, die schnell eine Finanzierung brauchen, von solchen und ähnlichen Aussagen blenden.

Tatsache ist jedoch: Jeder Kreditgeber muss prüfen, ob ein Kunde sich den gewünschten Kredit wirklich leisten kann. Diese Prüfung nimmt er natürlich im eigenen Interesse vor, weil er das verliehene Geld wiedersehen möchte. Er tut das aber in Wahrheit auch im Interesse des Kreditnehmers. Schließlich kann niemandem daran gelegen sein, sich mit einem zu hohen Kredit finanziell zu überfordern. Das würde am Ende nur zu einer Schuldenspirale führen, aus der es irgendwann keinen Ausweg mehr gibt.

Übrigens ist die Kreditvergabe in Deutschland auch an klare rechtliche Vorgaben geknüpft. Jede Bank ist verpflichtet, die Kredittragfähigkeit im Einzelfall zu prüfen. Eine Bank dürfte also, selbst wenn sie wollte, keine Darlehen an solche Kunden vergeben, die sich die Raten erkennbar nicht leisten können.

Die logische Schlussfolgerung: Arbeitslose, Schüler und Studenten ohne ausreichendes Einkommen können ebenso wie Auszubildende keinen Kredit bekommen. Wer etwas anderes verspricht und zum Beispiel mit einer Zusage ohne jegliche Bonitätsprüfung wirbt, der handelt nicht seriös.

Als Kreditinteressent solltest Du Dich von solchen vollmundigen Versprechungen niemals blenden lassen. Oft hilft schon der gesunde Menschenverstand, um zu erkennen, wie wenig Substanz manches großspurig angepriesene Kreditangebot in Wahrheit hat.

Warnsignal Nr. 3: Teure Telefon-Hotlines

Um einen gewünschten Kredit zu bekommen, sollst Du nur „mal schnell“ beim Kreditvermittler anrufen und ein paar Fragen telefonisch beantworten? Das ist kein Problem, wenn es sich um eine normale Telefonnummer oder eine kostenlose Kundenhotline handelt. Oft verstecken sich hinter den angegebenen Rufnummern jedoch teure Servicenummern mit Entgelten von zwei Euro pro Minute und mehr. Zehn Minuten oder eine Viertelstunde sind schnell vorbei, wenn am anderen Ende der Leitung jemand ein wenig Zeit schindet und Dutzende unnötige Fragen stellt. Und erst recht, wenn zwischendurch vielleicht noch ein wenig Wartemusik erklingt. Einen Kredit gibt es am Ende mit ziemlicher Sicherheit nicht, auf der Telefonrechnung taucht jedoch ein ansehnlicher Betrag auf. Und der vermeintliche Kreditanbieter, der einen großen Teil der Telefongebühren kassiert, lacht sich ins Fäustchen.

Um Dich vor dieser Kostenfalle zu schützen, beherzige Sie bitte diese Grundregel: Wähle keine teuren Servicenummern, sondern bestehe darauf, den Vermittler kostenfrei bzw. zum Ortstarif erreichen zu können. Gibt es diese Möglichkeit nicht, hole Dir Deinen Kredit besser woanders.

Joerg Kassel

Joerg Kassel

Jörg Kassel, ein anerkannter Experte im Bereich Wirtschafts-, Finanz- und Kapitalmarkt, hat nach dem Abitur ein Studium der Wirtschafts- und Rechtswissenschaften absolviert. Seine Karriere als Journalist und Autor konzentrierte sich in den letzten zehn Jahren vor allem auf die Publikation von Fachartikeln zu Themen wie Verbraucherkredite, Finanzierungen und den verantwortungsvollen Umgang mit Geld in verschiedenen Medien. Aktuell ist er als Chefredakteur des Magazins „Geldreport“ tätig und bereitet die Veröffentlichung seines ersten Buches im Jahr 2024 vor.
In seiner Rolle als unabhängiger Berater im Kreditwesen arbeitet Jörg Kassel auch mit dem Kreditbroker „Bon-Kredit“ zusammen. Diese Kooperation beruht auf seinem Engagement für faire Kreditvergabe und seinen Bestrebungen, gegen unfaire Praktiken am Kreditmarkt vorzugehen. Dabei teilt er die Philosophie von Bon-Kredit, welche faire Kredite ohne Vorkosten und den Schutz der Verbraucher vor finanziellen Fallstricken betont. Sein Fokus liegt auf der Aufklärung und finanziellen Bildung, um Konsumenten ein besseres Verständnis für den Umgang mit Krediten zu vermitteln.