Innerhalb der letzten zehn Jahre hat die Anzahl der überschuldeten Personen in Deutschland um mehr als zehn Prozent zugenommen. 2 Viele geraten auch unverschuldet – beispielsweise durch Arbeitsplatzverlust oder Krankheit – in die missliche Lage. Es gibt jedoch Wege, wieder schuldenfrei zu werden. Daher findest Du hier Tipps, wie Du schnell Schulden tilgen kannst, wenn Du bereits verschuldet oder gar überschuldet bist.

Verschuldet und überschuldet – das sind die Unterschiede

Nicht jeder, der einen Kredit aufnimmt, ist auch gleichzeitig überschuldet. Diese Tatsache wird klar, wenn man die Begriffe verschuldet und überschuldet genauer betrachtet. Die Begriffe beschreiben zwar ähnliche Zustände, die sich aber in einem wesentlichen Merkmal unterscheiden. Von einer Verschuldung sprechen wir, wenn jemand einen Kredit aufnimmt. Der Kreditnehmer ist dann dem Kreditgeber zur Zahlung der Monatsraten verpflichtet. Das Vorhandensein von Schulden führt also zu einer Verschuldung. Verschuldet zu sein ist somit nichts Ungewöhnliches, sondern Normalität, weil sich ein Großteil der Bevölkerung vor allem teurere Anschaffungen wie ein Auto oder aber eine Immobilie nicht allein aus dem Eigenkapital leisten kann.

Bei der Überschuldung handelt es sich hingegen quasi um eine Verschärfung der Verschuldung. Überschuldete Personen können ihre monatlichen Rückzahlungen nicht mehr leisten, weil die gesamten Verbindlichkeiten zu hoch sind. Sie übersteigen zusammen mit den Ausgaben für das tägliche Leben das Einkommen. Spätestens dann, wenn Du Deine Raten nicht mehr zahlen kannst, musst Du handeln.

Tipp 1: Teure Kredite umschulden

Der wichtigste Punkt bei der Überschuldung ist die Vermeidung von Kosten. Die höchsten Kosten verursachen grundsätzlich teure Kredite. Aufgrund nicht gezahlter Raten können die Zinsen zudem steigen, so dass der Kredit noch teurer wird. Sinnvoll ist hier daher die Umschuldung. Das ist auch besonders dann sinnvoll, wenn Du mehrere Kredite gleichzeitig tilgst. Durch günstigere Zinsen kannst Du Geld sparen. Und eine eventuelle längere Laufzeit hilft dabei, die monatliche Belastung zu senken.

Tipp 2: Dispo ausgleichen

Beim Ausgleich des Dispositionskredits handelt es sich ebenfalls um eine Art Umschuldung. Der Dispo ist zwar sehr flexibel einsetzbar, allerdings lassen sich die Banken diese Flexibilität mit teuren Zinsen bezahlen. Der Zinssatz ist deutlich höher als bei einem herkömmlichen Ratenkredit. So können auch eigentlich unbedenkliche Ausgaben zu großen Löchern im Konto führen.

Zumal liefert die Flexibilität der Versuchung eine größere Angriffsfläche. Wenn der Dispositionskredit noch etwas hergibt, lässt es sich schwerer auf den Konsum verzichten. Wenn Du häufiger oder regelmäßig Deinen Dispo nutzen, solltest Du auch hier besser einen günstigen Ratenkredit nutzen.

Tipp 3: Sprich mit den Gläubigern!

Bist Du nicht mehr in der Lage, Deine Schulden zu begleichen, solltest Du die Kommunikation mit den Gläubigern, also den Kreditgebern, nicht scheuen. Häufig sind sie zu einer individuellen Lösung bereit. Mithilfe eines Schuldenbereinigungsplans kannst Du auch außergerichtlich einigen und alternative Rückzahlungsvereinbarungen treffen.

Gesetzliche Vorgaben für solch einen Schuldenbereinigungsplan gibt es nicht. Falls Du Hilfe brauchst, suche eine Schuldnerberatung auf. Die Schuldnerberatung sollte im Extremfall ohnehin Deine Anlaufstelle sein, wenn Du selbst Deiner Schulden nicht mehr Herr wirst.

Fazit: Überschuldung muss nicht sein

In Deutschland werden laut Schufa jährlich etwa acht Millionen neue Ratenkreditverträge abgeschlossen. Da viele auch Kredite ohne Schufa beziehen, ist die Zahl noch etwas größer. Verschuldet zu sein ist also völlig normal. Die Überschuldung ist allerdings keine zwingende Konsequenz aus der Verschuldung. Wenn Du auf günstige Kreditkonditionen, eine konsequente Finanzplanung und Absicherung achtest, solltest Du keine Probleme haben, Deine Verbindlichkeiten regelmäßig zurückzahlen.

Joerg Kassel

Joerg Kassel

Jörg Kassel, ein anerkannter Experte im Bereich Wirtschafts-, Finanz- und Kapitalmarkt, hat nach dem Abitur ein Studium der Wirtschafts- und Rechtswissenschaften absolviert. Seine Karriere als Journalist und Autor konzentrierte sich in den letzten zehn Jahren vor allem auf die Publikation von Fachartikeln zu Themen wie Verbraucherkredite, Finanzierungen und den verantwortungsvollen Umgang mit Geld in verschiedenen Medien. Aktuell ist er als Chefredakteur des Magazins „Geldreport“ tätig und bereitet die Veröffentlichung seines ersten Buches im Jahr 2024 vor.
In seiner Rolle als unabhängiger Berater im Kreditwesen arbeitet Jörg Kassel auch mit dem Kreditbroker „Bon-Kredit“ zusammen. Diese Kooperation beruht auf seinem Engagement für faire Kreditvergabe und seinen Bestrebungen, gegen unfaire Praktiken am Kreditmarkt vorzugehen. Dabei teilt er die Philosophie von Bon-Kredit, welche faire Kredite ohne Vorkosten und den Schutz der Verbraucher vor finanziellen Fallstricken betont. Sein Fokus liegt auf der Aufklärung und finanziellen Bildung, um Konsumenten ein besseres Verständnis für den Umgang mit Krediten zu vermitteln.